Ein Garten wirkt dann harmonisch, wenn er aus mehreren Zonen besteht – selbst wenn er klein ist. Aufenthaltsbereiche, Wege, Pflanzflächen, Spielräume oder Rückzugsorte erfüllen unterschiedliche Aufgaben, die sich nicht gegenseitig stören sollen. Statt mit festen Mauern zu trennen, geht es in der modernen Gartengestaltung darum, Übergänge fließend zu gestalten. Der Schlüssel liegt in der Abgrenzung durch Gestaltungselemente, nicht durch Barrieren. Höhenunterschiede, Bodenmaterialien, Pflanzengruppen oder textile Elemente bieten Möglichkeiten, Räume zu definieren, ohne sie zu verschließen. Diese Art von Struktur gibt dem Garten Klarheit, lässt aber gleichzeitig genug Offenheit für Licht, Luft und Sichtachsen. Auch die Nutzung verschiedener Ebenen – etwa durch Podeste, Terrassen oder Stufen – bringt Tiefe und Ordnung ins Gesamtbild. Eine gelungene Gartenstruktur entsteht dort, wo Zonen klar erkennbar, aber nicht abgeschlossen sind. Genau das sorgt für Ruhe und Lebendigkeit zugleich.
Materialien, die mehr können
Wer verschiedene Gartenbereiche definieren will, greift automatisch zu Materialien. Holz, Naturstein, Kies, Betonplatten, Stahlkanten oder Corten-Elemente bieten unzählige Gestaltungsmöglichkeiten. Doch es geht nicht nur um den Look. Jedes Material erfüllt eine bestimmte Funktion – sei es Wasserführung, Langlebigkeit, Pflegeaufwand oder Temperaturverhalten. Besonders wichtig: Die Oberflächen müssen mit der Nutzung harmonieren. Dort, wo barfuß gegangen wird, braucht es andere Texturen als unter einer Sitzgruppe oder an einem Hochbeet. Auch Regenverhalten, Hitzespeicherung oder Lichtreflexion spielen eine Rolle – vor allem bei der Planung offener Flächen. Materialien, die optisch verbindend wirken und technisch trennen, schaffen Gestaltungsspielraum. Gitterrostplatten, Holzdecks mit Fugen oder verdichteter Splitt wirken zurückhaltend, strukturieren aber zuverlässig. Wer das Potenzial von Materialien funktional nutzt, gewinnt nicht nur an Ästhetik, sondern an Dauerhaftigkeit und Alltagstauglichkeit. Ein Garten lebt von den Dingen, die nicht auffallen – aber funktionieren.
Textile Strukturen als verbindende Elemente
In vielen Gärten spielen textile Elemente eine zunehmend größere Rolle – nicht nur als Sicht- oder Sonnenschutz, sondern auch als Gestaltungskomponente. Leichte Stoffe, gespannte Flächen oder modulare Lösungen bringen Flexibilität in die Fläche, ohne dauerhaft zu verändern. Besonders in Kombination mit wechselnden Wetterbedingungen bieten sie funktionale Vorteile. Hier kommen wasserdurchlässige Sonnensegel ins Spiel. Sie schaffen eine leichte Überdeckung, lassen Regenwasser abfließen und vermeiden Hitzestau – ohne den Raum optisch zu verdunkeln oder die Luftzirkulation zu behindern. Der Vorteil: Auch nach Regenfällen bleibt die Zone darunter nutzbar, da sich keine Wassersäcke bilden. Solche Elemente eignen sich ideal für Übergangsbereiche zwischen Haus und Garten, für lose strukturierte Loungezonen oder als Ergänzung über Pflanzflächen. Die Kombination aus Funktion und Leichtigkeit sorgt dafür, dass textile Strukturen nicht nur Schatten spenden, sondern Zonen definieren und verbinden. Sie stehen für ein neues Verständnis von temporärer, aber hochwertiger Gestaltung.
Checkliste: So funktionieren offene Gartenzonen 🌿
📍 Übergänge mit Bodenmaterialien statt mit festen Wänden gestalten
📍 Pflanzinseln oder Gruppen nutzen, um Räume zu gliedern
📍 Mobile Möbel und Elemente flexibel positionieren
📍 Textile Strukturen zur temporären Raumdefinition einplanen
📍 Höhenunterschiede durch Podeste oder Beete nutzen
📍 Sichtachsen erhalten, aber einzelne Bereiche abschirmen
📍 Wasserführung (Drainage, versickerungsfähige Flächen) integrieren
📍 Einfache Pfade zwischen den Zonen schaffen
📍 Wetterfeste Materialien verwenden, die leicht zu pflegen sind
📍 Licht gezielt einsetzen, um Raumwirkung zu unterstreichen
Interview: „Funktion entsteht durch Weglassen“
Im Gespräch mit Rainer M., Gartendesigner und Berater für moderne Wohn- und Nutzgärten.
Was macht eine funktionale Gartenzone aus?
„Sie ist eindeutig nutzbar, aber nicht überdefiniert. Ein Bereich funktioniert dann, wenn man ihn intuitiv versteht. Das gelingt oft durch Materialwechsel, Pflanzenauswahl und Licht – weniger durch Grenzen.“
Wie lässt sich Struktur schaffen, ohne einzuengen?
„Mit Weite denken. Statt Mauern lieber Höhen, statt Sichtschutz lieber Blicklenkung. Auch der Wechsel von Sonne und Schatten gliedert Räume ganz natürlich – das ist effektiver als jede feste Trennung.“
Welche Rolle spielt Flexibilität in der Planung?
„Eine sehr große. Gärten verändern sich, Bedürfnisse auch. Deshalb sollte man mit mobilen Elementen arbeiten, mit temporären Lösungen – wie Stoffsegeln, Pflanzkübeln oder modularen Möbeln.“
Was wird häufig unterschätzt bei der Zonierung?
„Der Boden. Viele denken zuerst an Pflanzen oder Möbel. Aber wer den Belag klug wählt, hat schon 80 Prozent Struktur. Außerdem beeinflusst der Boden das Klima, die Nutzung und die Pflegeintensität.“
Wie können textile Elemente sinnvoll eingebunden werden?
„Sie sollten leicht wirken und funktional sein. Am besten sind Varianten, die Wasser durchlassen, weil sie keine Probleme bei Regen machen. Sie unterstreichen Offenheit, statt Räume abzudecken.“
Was würden Sie bei der Planung nie mehr so machen wie früher?
„Ich habe früher zu viele feste Elemente gesetzt. Heute arbeite ich gezielter mit Pflanzen, Licht und Struktur. Funktion entsteht oft durch Weglassen – das ist die eigentliche Kunst.“
Herzlichen Dank für Ihre klaren und praktischen Impulse.
Was bleibt, ist Raum
Ein gut strukturierter Garten braucht keine Grenzen – sondern Klarheit. Zonen, die funktionieren, fügen sich in den Alltag ein, ohne aufdringlich zu sein. Sie laden ein, bieten Orientierung und lassen Raum für Veränderung. Wer bei der Planung auf offene Übergänge, wetterfeste Materialien und klug platzierte Elemente setzt, schafft nicht nur Atmosphäre, sondern Dauerhaftigkeit. Textile Lösungen wie wasserdurchlässige Sonnensegel oder mobile Pflanzinseln zeigen, dass Gestaltung nicht statisch sein muss. Sie stehen für einen Ansatz, der sich anpasst – nicht dominiert. Am Ende zählt, dass der Garten mit dem Leben mitwächst. Offen, nutzbar, wandelbar – und vor allem: natürlich.
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